Last Updated on 7. Dezember 2021 by Marita
Dieser Artikel zum Lügen ist Teil der Mini-Serie „BEziehung vor ERziehung“. Hier kommst Du zum Leitartikel „Darf ich mein Stiefkind erziehen?“
Lüg mich nicht an! Wir wollen Kindern vermitteln, dass das allerwichtigste ist, die Wahrheit zu sagen. Es ist nicht schlimm, wenn sie „Mist gebaut haben“, solange sie wenigstens dazu stehen. Lügen zerstört hingegen das Vertrauen.
Oder schwindelst Du etwa selbst manchmal?
„Jetzt bedank Dich bei Tante Charlotte für das schöne Geschenk!“
„Aber das Geschenk war voll blöd!“
„Da ist jemand für Dich am Telefon. Von der Versicherung.“
„Sag ihm, ich bin grad nicht da.“
„Hast Du die Schokolade gegessen?“
„Nein…“
Wir alle haben unsere Erfahrungen mit Lügen. Meistens waren es verletzende, vor allem im Erwachsenenalter.
Deshalb wollen wir unseren Kindern frühzeitig beibringen, dass das nicht okay ist. Das Thema Lügen ist aber viel komplexer als Du zunächst vielleicht denkst. Wie so oft in Erziehungsfragen gibt es auch hier kein schwarz oder weiß.
Zu diesem Thema gibt es nicht umsonst viele Sprichwörter und Redewendungen, die widerspiegel, wie wichtig dieser Bereich für uns ist:
- Vom Lügen bekommst du eine lange Nase.
- Lügen haben kurze Beine.
- Man lügt nicht.
- Wir können über alles reden. Hauptsache, du bist ehrlich.
Lügen ist ein Entwicklungsschritt
Dabei ist Lügen ein wichtiger Entwicklungsschritt, den Kinder durchlaufen müssen.
Die Fähigkeit zum Lügen benötigt die Einsicht, dass andere Menschen nicht immer dasselbe wissen können wie ich. Dieser Perspektivwechsel geschieht im Alter von 4 Jahren – und ist gleichzeitig die Grundlage für Empathie!
Es ist für Kinder nicht leicht zu verstehen, wie mit der Wahrheit umgegangen werden soll.
Wann ist Lügen erlaubt?
Einerseits gilt es als großer Fehler, nicht die Wahrheit zu sagen. Andererseits erleben Kinder täglich, wie Erwachsene zu Notlügen greifen.
Wann ist es erlaubt zu schwindeln?
Beim Geschenk von Tante Charlotte?
Beim Versicherungsvertreter am Telefon?
Kinder müssen erst lernen, dass es einen gewaltigen Unterschied gibt. Einerseits, um jemanden zu täuschen, und andererseits, um den anderen nicht zu verletzen.
Und selbst wenn sie auf frischer Tat ertappt werden – „Warst Du an den Süßigkeiten?“ oder „Hast Du am ipad gespielt?“ – lügen sie nicht aus Boshaftigkeit.
Lügen ist eine Strategie, um aus einer Situation herauszukommen, die man gerade nicht anders bewältigen kann.
Warum lügen Kinder noch?
- Weil sie überfordert sind – „Ich habe keine Hausaufgaben auf.“.
- Weil sie Angst vor Konsequenzen haben – „Ich war das nicht.“
- Um sich Anerkennung zu verschaffen – „Den Kinofilm hab ich auch gesehen.“
- Weil sie sich schämen. – „Ich habe eine 3 in Mathe.“
Kinder wissen, dass Lügen nicht okay ist. Ihnen fällt aber keine andere Lösung ein. Ihre Angst ist zu groß. Ihr Selbstwertgefühl zu klein.
BEziehung vor ERziehung
Es bringt daher nichts, das Verhalten an sich zu bestrafen.
Viel wichtiger ist es, die Beziehung zu Deinem Kind (wieder) herzustellen.
- „Brauchst Du Unterstützung?“
- „Wollen wir zusammen eine Lösung finden?“
- „Ich habe Dich lieb, egal was Du tust.“
Erst wenn das Problem aus der Welt geräumt worden ist und ihr wieder in einem Boot sitzt, dann kann das Kind die moralische Erklärung annehmen.
BEziehung vor ERziehung.
Connection before correction.