Last Updated on 26. März 2022 by Marita
Patchworkfamilie Tipps gibt es auf diversen Seiten zuhauf. Oft klingen sie ziemlich simpel, wie diese Beispiele, die ich gelesen habe:
- Setz die rosarote Brille ab. Niemand ist perfekt.
- Nimm den Druck raus und gib der neuen Situation Zeit.
- Setzt euch an einen Tisch und redet miteinander.
- Planen Sie neben Zeiten, wo die ganze Familie zusammen ist, auch genügend Zeit für jeden Elternteil mit den Kindern einzeln und mit den Kindern gemeinsam ein.
Diese Tipps sind alle nicht falsch. Allerdings reichen sie oft einfach nicht aus! Ein entspanntes Patchworkfamilienleben entsteht nicht einfach so über Nacht. Es braucht Zeit. In deine neue Rolle in der Patchworkfamilie hineinzuwachsen, ist eine große Persönlichkeitsentwicklung und durchaus identitätsverändernd!
So eine persönliche Entwicklung verläuft immer nach einem bestimmten Muster, der so genannten Heldenreise. Wenn du weißt, was auf dich zukommt, werden dich die Dinge nicht überraschen und aus der Bahn werfen. Deshalb habe ich hier 5 Patchworkfamilie Tipps für dich, die dich wirklich auf deinem Weg unterstützen.
Tipp Nr. 1: Such dir Unterstützung
Im Film wie auch im wahren Leben ist es unglaublich wichtig, einen Mentor zu haben. Das kann ein Coach sein, eine Freundin, ein Buch oder Podcast-Impuls, ein Vorbild. So ein Helfer auf dem Weg räumt Zweifel aus dem Weg und zeigt Dir wieder, welche Gründe es dafür gibt, die Reise anzutreten.
Als Mentor beurteile ich einen Menschen nicht danach, was er ist, sondern was er werden kann. Ich sehe und fördere das Potenzial eines Menschens und ermutige ihn dazu, seine inneren Ressourcen wiederzuerkennen und für sich zu nutzen. Wir alle neigen dazu, uns den Ist-Zustand anzuschauen. Ganz wenige Menschen sind darauf spezialisiert, das Potenzial eines Menschen zu erkennen, dort wo andere es noch gar nicht sehen.
Ein Mentor ist auch der stärkste und wichtigste Kritiker. Konstruktive Kritik ist wichtig. Das gilt aber nur dann, wenn der Kritiker ausschließlich die Interessen des anderen im Augen hat und nicht seine eigenen. Fakt ist, die meisten verfolgen eigene Interessen.
So setzt du es konkret um:
Suche Dir einen Mentor. Das kann ein Coach sein, jemand von der Beratungsstelle oder ein anderer „Patchworker“, den du als Vorbild nehmen kannst.
Tipp Nr. 2: Überlege dir, in was du deine Energie investieren willst
Die meisten Menschen holen sich erst dann Unterstützung, wenn sie schon länger im Patchwork unterwegs sind. Die anfängliche Aufbruchstimmung und Abenteuerlust sind verpufft, jetzt wird es mühsam, herausfordernd und teilweise echt schwer.
Im Patchwork fällt darunter alles, was dich herausfordert:
- Gerichtstermine,
- Anwälte,
- das Jugendamt,
- Expartner,
- Feiertage,
- Einschulung,
- Sommerurlaub,
- Weihnachten
- und immer mal wieder Schwierigkeiten bei den Umgängen.
Genauso wie wir Unterstützer finden, begegnen uns auch Herausforderungen, mit denen man auf irgendeine Art und Weise umgehen muss. Konflikte gehören zum Weg dazu. Man selbst entwickelt sich und lernt immer wieder Neues dazu. Nicht immer verhalten sich andere Menschen so, wie wir das gerne hätten. Wir können nicht beeinflussen, was im Außen passiert – aber wir können immer entscheiden, wie wir darauf reagieren wollen. Wenn man offen bleibt, erkennt man, dass auch andere Menschen auf einer Entwicklungs-Reise sind und eigene Themen haben.
So setzt du es konkret um:
- Mach dir eine Liste von allen Menschen, die in deinem Patchworkfamilien-Umfeld eine Rolle spielen. Dazu können gehören: Dein Partner, seine Kinder, deine Kinder, Eltern, Schwiegereltern, die Ex, Menschen vom Jugendamt, Freunde, Nachbarn… Schreibe hinter jede einen Satz, den diese Person zu dir sagt. Das können ermutigende, unterstützende Aussagen sein oder Dinge, die dich angreifen oder ärgern.
- Nimm dir die Personen vor, deren Aussagen dich belasten. Sortiere die aus, die du einfach ignorieren kannst, ohne dass sie weiter in dir rumoren. Du kannst dich fragen, was beim anderen dahinter steckt. Welches Gefühl und welches Bedürfnis von ihn werden gerade nicht gesehen? Das ist seine Baustelle und hat nichts mit dir zu tun.
- Bei den Aussagen, die starke Gefühle in dir auslösen, lohnt es sich, etwas tiefer zu schauen. Wo kommt dieses Gefühl her? Oft stecken eigene Erfahrungen aus der Kindheit dahinter, die sich in dem neuen Konstrukt zeigen. Manchmal reicht schon der Aha-Effekt, damit sich die Situation innerlich entspannt („Mein Vater hätte so ein Verhalten niemals zugelassen!“ oder „Krass, ich verhalte mich genau wie meine Mutter!“) Mehr über die Prägung in der eigenen Kindheit erfährst du im Blogartikel über Familienaufstellung.
Tipp Nr. 3: Es wird der Punkt kommen, an dem du alles in Frage stellst
Ich habe dich ja schon gewarnt. Irgendwann ist es soweit: du landest am absoluten Tiefpunkt, auch „Tal der Tränen“ oder „tiefste Hölle“ genannt. Nicht sehr ermutigend, ich weiß. Es hilft aber schon sehr, wenn man das als einen – leider – notwendigen Zwischenschritt ansieht. Ähnlich wie bei einer Krankheit – wenn man es schafft, durch diese Phase hindurchzukommen, kann danach die Genesung erfolgen.
Corona haben wir alle mitgemacht. Für einige war die Zeit des Lockdowns und ständigen Aufeinanderhockens der Nullpunkt. Vielleicht gab es bei Dir einen schlimmen Streit, eine Gerichtsverhandlung, bei der ein unvorstellbares Urteil herausgekommen ist oder eine Äußerung, die Dir den Boden unter den Füßen weggezogen hat. Wir fragen uns spätestens an dieser Stelle, wie soll ich jemals wieder aus diesem Schlamassel herauskommen?! Es ist der Punkt, an dem du denkst, dass Du das Ziel niemals erreichen wirst. Es klappt schlicht und ergreifend alles nicht, was man sich vorgenommen hat.
Du kennst diesen Moment aus Filmen und Büchern und weißt: Eine Geschichte ist dann gut, wenn sie sich am realen Leben orientiert. Stell dich also am besten darauf ein. Es wird nicht alles glatt gehen. Punkt. Jeder, der ein Haus bauen will oder ein großes Projekt hat, sagt sich irgendwann: „Das wird doch nie fertig!“ Die gute Nachricht ist, auch diese Phase geht vorbei! Ganz ehrlich!
So setzt du es konkret um:
Wenn du schon in dieser Phase steckst – halte durch. Konzentriere dich auf dein Ziel und erinnere dich, warum du dich auf das Abenteuer Patchworkfamilie eingelassen hast. In dieser Phase ist es hilfreich, dich auf deine Ressourcen zu besinnen.
- Wann hast du in der Vergangenheit schon mal eine ähnliche Lebenskrise erlebt?
- Wie hast du damals reagiert?
- Welche deiner Charakterstärke hat dir dabei geholfen, die Krise zu überwinden?
- Was hast du daraus gelernt, was jetzt hilfreich für dich sein könnte?
Tipp Nr. 4: Verlier die kleinen Erfolge nicht aus den Augen
Es gibt nicht die eine große Prüfung und danach ist alles gut. Vielmehr gilt das häufig zitierte Sprichwort „Der Weg ist das Ziel“.
Wir dürfen deshalb nicht die Zwischenerfolge übersehen und vernachlässigen. Im Gegenteil! Es geht darum, die vielen kleinen Minierfolge, schönen Momente und besondere Augenblicke zu würdigen.
In der Facebook-Gruppe gibt es den Dankbarkeits-Donnerstag mit der Frage: Positive Thursday. Zeit zum Feiern!
Worüber hast du dich diese Woche in Deiner Patchworkfamilie gefreut?
- Dass mein Partner gestern Abend mit meinem Sohn die Reifen gewechselt und anschließend noch im Garten mit ihm Fußball gespielt hat Ich glaube, so viel Zeit wie gestern haben sie im ganzen letzten halben Jahr nicht zusammen verbracht.
- BT kümmert sich in der Zeit, wo ich im Krankenhaus bin, um meinen Sohn, bringt ihn ins Bett, liest ihm vor, macht für ihn Frühstück und bringt ihn zur Schule
- Ich war Montag mit den Kindern im Freizeitpark und es war ein wunderschöner Tag mit den Kids und meinem Schwiegervater mit Familie.
- BK wollte von sich aus mit seiner kleinen Schwester auf den Spielplatz gehen
- Mein BS 5 hat gestern meine Hand festgehalten bis er eingeschlafen ist
- BT6 (recht schüchtern) hat heute super zutraulich mit meiner Mutter gequatscht und Memory gespielt.
- Die letzten beide Male konnte ich meine BT in den Arm nehmen ohne dass sie motzig mit nein antwortet.
- Gegenüber meinem BS habe ich herzlich äußern können, dass ich ihn lieb habe.
- Mein Patch-Sohn sagte gestern am Telefon zu mir, dass er mich vermisst
- Urlaub an der Ostsee bei meiner Familie… Es wird gelacht, geweint, gezickt und Späße gemacht wie in einer ganz normalen Familie.
Ist das nicht herzerwärmend? Wenn Du den Fokus bewusst auf die vielen kleinen Situationen lenkst, wirst Du aus diesen Selbstvertrauen schöpfen.
So setzt du es konkret um:
Fange heute damit an, die kleinen schönen Momente aufzuschreiben. Das kann in einem Tagebuch sein, in dem du jeden Abend kurz den Tag revue passieren lässt. Es kann auch ein gemeinsames Ritual mit dem Partner oder der ganzen Familie daraus werden: Schreibt die Augenblicke auf Zettel und steckt diese in ein Glas. Dann könnt ihr zu einem späteren Zeitpunkt (z.B. in den Sommerferien oder an Silvester) einzelne Zettel herausziehen und euch gemeinsam erinnern.
Finde jeden Tag 3 Dinge, für die du heute dankbar bist.
Tipp Nr. 5: Patchwork ist ein Weg, kein Ziel
Von außen leben wir in einer Welt, in der alle ständig alles erreichen. (Bist du auf Instagram! Da sind gefühlt alles Millionäre).
In der Wahrheit hat jeder von uns viele Hindernisse, die er oder sie überschreiten muss. Die größten Superhelden kassieren eine Niederlage nach der nächsten und gewinnen nicht jede Schlacht. Für das eigene Leben ist an der Stelle wichtig, dass man sich genau das vergegenwärtigt.
Ich lebe seit über 10 Jahren im Patchwork und würde sagen, wir kriegen das alles ganz gut hin (sonst würde ich ja schließlich auch keine Kurse und Coachings zu diesem Thema anbieten.) Wir haben zusammen 3 Kinder, die Umgänge sind quartalsweise geregelt und die Kommunikation mit der Kindsmutter klappt so gut, dass wir auch spontan und flexibel auf Termine von jedem reagieren können. Es ist aber nicht alles rosarot mit Zuckerguss. Die Kinder streiten sich, mein Bonussohn will manchmal nicht zum Umgangswochenende kommen und auch zwischen mir und meinem Partner gibt es Konflikte.
Sich verlieben geht schnell, über Jahrzehnte miteinander klarzukommen ist die größere Arbeit.
Studien zeigen, dass das Glücksgefühl dann am größten ist, wenn man mit eigenen Mitteln ein selbst gewähltes Ziel erreicht hat. Ein Lottogewinn soll also nicht so glücklich machen, wie wenn man ein Haus baut, in dem man dann wohnt. Der Gewinn kommt zufällig und hat nur einen kurzfristigen Effekt aufs Glücklichsein. Wenn man aus der selbstgewählten Arbeit Erfolge erzielt, ist das viel tiefer und nachhaltiger.
Das ist die eigentliche Belohnung. Das Gefühl, gemeinsam daran zu arbeiten und zusammen unterwegs zu sein.
So setzt du es konkret um
Die nächste Reise in Begleitung startet bald. Du kennst doch das alte Sprichwort: Alleine kommt man schneller voran, zusammen kommt man weiter. Ich freue mich darauf, Dich – wenn Du möchtest gemeinsam mit Deinem Partner! – zu begleiten. Meld dich jetzt zum Patchwork Power Kurs an!