Last Updated on 14. Februar 2022 by Marita
Du bist schwanger! Herzlichen Glückwunsch! Bestimmt freust du dich wie verrückt, denn eine Schwangerschaft ist für jede Frau etwas ganz Besonderes. Du möchtest deine Freude am liebsten mit der ganzen Welt teilen.
Wenn dein Partner schon ein Kind hat, ist das nicht ganz so einfach. Das eigene Gedankenkarussell läuft heiß. Ist meine Schwangerschaft für ihn noch etwas Besonderes? Immerhin hat er das alles schonmal erlebt… Oft sorgt sich der Papa um seine älteren Kinder und hat Angst, dass sich diese zurückgesetzt fühlen. Das schürt in manchen schwangeren Stiefmüttern eine Art Eifersucht auf das Bonuskind, die für niemanden gut ist.
Außerdem stellen sich einige ganz praktische Fragen. Allen voran: Wie sage ich meinem Bonuskind, dass ich schwanger bin? Mit diesen 7 Antworten bist du optimal vorbereitet.
WANN verkünde ich meinem Bonuskind, dass es ein Geschwisterchen bekommt?
Viele Frauen fühlen sich erst nach der 12. Woche wohl damit, anderen von ihrer Schwangerschaft zu erzählen. Das ist absolut legitim, auch bei Familie, Freunden und Bonuskindern. Je nach Umgangsmodell kann man am Kalender abzählen, wie viele Umgänge vor der Geburt stattfinden und sich daran orientieren. Dabei unbedingt einen Puffer einrechnen.
Als Faustformel gilt: Je jünger das Kind ist, desto später braucht es von der Schwangerschaft zu erfahren. Im Kindergartenalter haben Kinder noch keine Vorstellung davon, wie lange neun Monate dauern. Dann reicht es im dritten Trimester, wenn der Bauch gut zu erkennen ist.
Ältere Kinder sollten früher in die Schwangerschaft einbezogen werden, damit sie sich in Ruhe an den Gedanken gewöhnen können. So bleibt bei den Umgängen genügend Zeit, sie auf das neue Baby vorzubereiten und einzubeziehen (dazu weiter unten mehr).
Teenager bekommen kleine Veränderungen (kein Alkohol, höheres Ruhebedürfnis) früh mit. Wenn sie eine Schwangerschaft vermuten, bevor diese offiziell angekündigt ist, kommt leicht der Gedanke auf, nicht ernst genommen oder übergangen zu werden. Um das zu vermeiden, lieber frühzeitig aktiv das Gespräch zum Thema Schwangerschaft angehen.
WIE kündige ich das neue Baby beim Bonuskind an?
Wenn der Zeitpunkt gewählt ist, stellt sich die Frage nach dem Wie. Es muss kein großes Tamtam mit besonders ausgefallenen Aktionen darum gemacht werden. In letzter Zeit kursieren im Internet Videos, die Kinder dabei filmen, wenn sie die Neuigkeit vom Geschwisterchen erfahren. Falls sich die Kinder wirklich freuen, ist das bestimmt sehr niedlich anzusehen. Gleichzeitig entsteht dadurch ein großer Druck. Deshalb gilt: Weniger ist mehr!
- Am besten ist es im persönlichen Gespräch, also während des Umgangs.
- Bei dem Gespräch sollten möglichst alle Kinder, der Papa und die Bonusmutter anwesend sein.
- Ein guter Zeitrahmen ist wichtig, damit die Kindern die Nachricht angemessen verarbeiten können. Also nicht nebenbei, kurz vor dem Einschlafen oder auf den letzten Drücker der Umgangszeit!
- Auch hier ist das Alter der Kinder entscheidend. Formuliert die Nachricht kindgerecht und altersgemäß.
- Sprecht aus Sicht des Kindes: „Du wirst großer Bruder.“, „Du bekommst ein Geschwisterchen“. Das ist einfacher zu verstehen als „Papa und ich bekommen ein Baby.“
- Macht keine Versprechungen, die sich später nicht erfüllen. „Für dich ändert sich nichts“ oder „Dann hast du jemanden zum Spielen“ fliegen einem hinterher um die Ohren. Denn natürlich ist ein Säugling zunächst kein Spielkamerad für ein älteres Kind, sondern beansprucht eine Menge Aufmerksamkeit.
Auf WELCHE Reaktionen sollte ich beim Bonuskind gefasst sein?
Egal, welche Reaktion das Bonuskind zeigt – nimm sie auf keinen Fall persönlich! Du möchtest deine Freude zeigen und es kann ein Dämpfer sein, wenn das Kind diese nicht teilt oder sogar ablehnend darauf reagiert.
Das bedeutet nicht, dass es dich nicht mag oder dass es sich niemals mit seinem Geschwisterkind anfreunden wird. Vielmehr zeigen sich darin die eigenen Ängste. Immerhin hat ein Patchwork-Kind schon den Verlust eines Elternteils erlebt. Egal, wie gut wir es erklären, die kindlichen Gedanken sind nicht rational. Da ist die Angst groß, dass ein neues Kind den Papa „wegnimmt“.
Diesen Effekt der „Entthronung“ gibt es auch bei Kindern in klassischen Familien und ganze Bücher beschäftigen sich damit, wie man das große Geschwisterkind gut begleiten kann. Für Trennungskinder ist diese Problematik noch verstärkt. Deshalb brauchen sie vor allem eins: Raum für ihre Gefühle.
„Ist mir doch egal!“
Eine mögliche Reaktion ist komplettes Desinteresse. Vielleicht wirkt es sogar so, als hätten sie die Message gar nicht richtig verstanden. Ein Schulterzucken kann heißen: Ich brauche Zeit, um die Nachricht zu verdauen. Kinder müssen so eine Ankündigung begreifen, verarbeiten und für sich einordnen. Am besten ist es, dann nicht weiter zu bohren, sondern dem Kind den Raum zu geben, den es braucht.
Mit einigem Abstand könnt ihr nachhaken, ob es noch Fragen hat oder darüber sprechen möchte. Es kann hilfreich sein, wenn das der Papa alleine macht. Er sollte dafür innerlich darauf vorbereitet sein, die dann unter Umständen auftauchenden Gefühle des Kindes weiter gut zu begleiten.
„Ich hasse euch!“
Oft brechen sich sehr starke Gefühle wie Traurigkeit, Wut oder Angst Bahn. Dahinter steckt die tiefe Unsicherheit von Trennungskindern, die ich im Artikel Trennung – Gefühle und Bedürfnisse hinter „bösen“ Verhaltensweisen beschrieben habe.
Völlig fehl am Platz ist jetzt eine Belehrung nach dem Motto: „Das wird bestimmt schön, wirst schon sehen.“ Die Aufgabe der Erwachsenen ist, die Gefühle der Kinder auszuhalten, zu begleiten und eben nicht wegmachen zu wollen. Ein Kind sollte sagen dürfen, dass es ein neues Baby total blöd findet. Die Gefühle sind da und wollen ernst genommen werden. Viel besser ist also, diese direkt anzusprechen: „Du klingst besorgt. Hast du Angst, wie es jetzt weitergeht? Magst du mir erzählen, was dir im Kopf herumgeht?“
„Habt ihr mich nicht mehr lieb?“
Im Kopf des Kindes wirbeln bei so einer Nachricht viele Gedanken durcheinander. Da tauchen die verschiedendsten Fragen auf:
- Biologisches Interesse (bei kleineren Kindern): Wie ist das Baby denn da rein gekommen? Und wie kommt es wieder raus?
- Praktische Erwägungen: Muss ich mein Zimmer teilen? Hast du dann überhaupt noch Zeit für mich?
- Eigenes Gefühlschaos: Warum braucht ihr denn ein neues Kind? Wollt Ihr mich wirklich umtauschen?
Alle Fragen sind okay und sollten in Ruhe beantwortet werden. Manchmal erlebt man Überraschungen, wenn die Kinder erst um drei Ecken denken, bevor sie ihre Frage stellen.
So ging es mir bei meiner Tochter (8):
Vor einigen Tagen habe ich meinen Töchtern erzählt, dass meine Freundin schwanger ist. Voller Freude und ganz aufgeregt haben wir ihnen das Ultraschallbild gezeigt. Die Mädchen haben sich gefreut, Pläne fürs spätere Babysitten gemacht und alte Spielsachen aussortiert. Soweit, so gut! Ein paar Tage später sagt plötzlich meine Tochter zu mir:
„Ich brauche wirklich ein größeres Fahrrad. Kannst du mir das kaufen?
„Das bekommst du doch von deiner Patentante. Sie hat dir zu Weihnachten den Gutschein geschenkt. Erinnerst du dich?“
„Ja, aber jetzt ist sie schwanger. Und dann braucht sie das Geld doch fürs Baby.“
Dazu hat sie mich ganz traurig angesehen. Ich war wirklich baff.
Niemals hätte ich gedacht, dass solche Gedanken in ihr vorgehen. Die Sorge, nicht mehr wichtig zu sein. Die Angst, dass dann weniger Geld da ist – und weniger Zeit. Dass sie zurückstecken muss. Von allen Seiten sieht sie die Freude und Aufregung, und gleichzeitig spielt in ihr ein ganz anderer Film ab. Und wir reden hier von ihrer Patentante! Mir ist noch einmal eines richtig bewusst geworden: Wie krass muss es erst für Patchwork-Kinder sein, wenn sie ein Geschwisterkind bekommen!
„Juhu!!!“
Es kann natürlich auch passieren, was wir uns alle sehnlichst wünschen: Das Bonuskind freut sich, dass es ein Geschwisterchen bekommt. Das ist toll! Genießt den Moment, macht gemeinsame Pläne und malt euch das Leben mit dem Baby aus.
Sei allerdings auch darauf vorbereitet, dass diese Freude nicht unbedingt für immer und ewig anhält. Ein paar Tage nach der Neuigkeit können immer noch Fragen entstehen und Ängste auftauchen. Dann nimm diese wahr und gib dem Kind Raum für alles, was sich zeigt. Ein „Aber du hast dich doch so gefreut“ hingegen ist nicht hilfreich. Gefühle sind flüchtig und können sich immer wieder ändern. Auch die Freude kann sich von Zeit zu Zeit verabschieden, um dann im nächsten Moment wieder aufzutauchen.
Und WAS ist mit der Kindsmutter?
Es wird sich nicht vermeiden lassen – auch die Mutter des Bonuskindes muss von der Schwangerschaft erfahren. (Und zwar am besten direkt von euch und nicht aus Erzählungen der Kinder!) Denn ein weiteres Kind im Patchwork betrifft alle Familienmitglieder. Die Ex-Frau deines Partners muss mit ihren eigenen Gefühlen klarkommen und ihre Kinder begleiten, wenn sie bei ihr sind.
Die Nachricht löst in ihr alle möglichen Gefühle aus. Ähnlich wie beim Kind kann von Gleichgültigkeit, Freude bis hin zu Wut alles dabei sein. Häufig ist eine Angst, dass ihr nun weniger Unterhalt zusteht. Diese Sorge ist real und führt oft zu ungünstigen Verhaltensweisen. Manche Stiefmütter berichten von schlimmen Aussagen wie „Euer Papa hat jetzt eine neue Familie. Ihr seid ihm nicht mehr wichtig.“
Dass solche Sätze nichts Gutes bewirken, ist klar. Sie zeigen ganz deutlich, dass es auf ihrer Seite Verletzungen gibt. Sie sieht (unbewusst) ihre Bedürfnisse in Gefahr und weiß sich gerade nicht anders zu helfen. Hilfreich ist, ihr das Gefühl zu vermitteln, auch ihre Lage nachvollziehen zu können. Wenn kein Gespräch möglich ist, sorgt „gedachte Empathie“ oft schon für einen entspannteren Umgang miteinander.
Wichtig ist es, sich zusammenzureißen und die Sache eben anders zu leben, als die Mutter es suggeriert und das Kind es befürchtet.
WIE kann ich das Bonuskind auf das neue Baby vorbereiten?
Diese Frage ist ein häufiger Streitpunkt bei Patchworkpaaren. Klar, du möchtest, dass deine Schwangerschaft etwas ganz Besonderes ist und in diesen neun Monaten die Aufmerksamkeit hauptsächlich bei dir liegt. Da kann es echt nerven, wenn es sich zusätzlich ständig um ein anderes Kind dreht.
Ein Tipp für dich vorab: Sprich mit deinem Partner darüber, was du dir konkret wünschst (gerade auch wenn sein Kind da ist). Wenn es dir wichtig ist, dass er sich am Abend 5 Minuten Zeit nimmt und seine Hand auf deinen Bauch legt, sag es ihm. Je konkreter du bist, desto leichter ist es für deinen Partner umzusetzen. Wenn du merkst, dass du gesehen wirst, kannst du auch entspannter von der Aufmerksamkeit abgeben.
Nun zurück zu deinem Bonuskind. Damit sich ein Kind mit dem Gedanken an ein neues Baby anfreunden kann, bezieht es so gut wie möglich in alles ein. Diese Ideen können dabei helfen:
- Wie lange dauert es noch, bis das Baby kommt? Macht die Wartezeit am Kalender sichtbar. Dort könnt ihr auch gemeinsam die Wochenenden/Umgänge abzählen.
- Es kann sein, dass das Kind nach seiner eigenen Babyzeit fragt. Wenn dieses Thema für dich schwer auszuhalten ist, weil es dich an die Zeit deines Partners mit seiner Ex denken lässt, darfst du dich davon abgrenzen. Es ist legitim zu sagen, dass es darüber mit seiner Mama sprechen kann (wenn sie das zulässt) oder mit seinem Papa, wenn du nicht zuhören musst. Alternativ könnt ihr alte Fotos von euch selbst als Babys anschauen.
- Gestaltet ihr ein Kinderzimmer? Dann legt die Arbeiten dafür auf die gemeinsame Zeit mit dem Bonuskind. Lass es streichen, ein Möbelstück mit aussuchen oder ein Bild für die Wand über dem Bettchen malen.
- Überlegt gemeinsam, welche Veränderungen in der Wohnung notwendig sind. Wie kann sichergestellt werden, dass das Spielzeug des großen Kindes Platz hat, ohne dass sich das kleinere daran verletzt? Oft haben Kinder selbst tolle Ideen, wie sich Lösungen finden lassen.
- Möchte das Bonuskind dem Baby etwas zur Geburt schenken? Das kann ein Spielzeug von früher sein oder etwas selbst gebasteltes wie ein Mobile. Es ist auch schön, wenn das Baby ein „Geschenk“ für seinen Bruder/ seine Schwester hat. Dieses kann im Krankenhaus oder beim ersten Umgang nach der Geburt übergeben werden.
- Ein Besuch direkt nach der Geburt im Krankenhaus – das kann ein schönes Erlebnis sein. Es ist aber nicht unbedingt notwendig, wenn irgendjemand damit Bauchschmerzen kann. Wir haben am ersten Umgangswochenende nach der Geburt dafür gesorgt, dass mein Bonuskind ein „Ich, mein Papa und mein Geschwisterchen“-Gefühl bekommt.
WO bleibt das Bonuskind während der Geburt?
Mittlerweile ist es in einigen Fällen (Hausgeburt) möglich, dass große Geschwister bei der Geburt anwesend sind. Die Entscheidung darüber bleibt jedem überlassen. Wenn die werdenden Eltern gemeinsam zur Geburt ins Krankenhaus gehen, sollten die älteren Geschwister währenddessen betreut werden. Doch was, wenn die Entbindung auf ein Umgangswochenende fällt?
Bei triftigen Gründen kann ein Umgang verschoben bzw. abgesagt werden. Deswegen vor Gericht zu ziehen, will wahrscheinlich niemand. Am besten ist es, wenn irgend möglich, mit der Kindsmutter darüber zu sprechen. Der errechnete Geburtstermin ist ja immer nur ein Richtwert. Bittet die Mutter darum, sich diesen Zeitraum freizuhalten, um spontan „einzuspringen“. Sollte sie dazu nicht bereit sein, sollte sich der Vater frühzeitig nach einer Betreuungsperson umsehen. Kann die Oma aufpassen, eine Nachbarin, die das Kind kennt, oder ein Freund?
Wenn ältere Geschwister während der Geburt beim Vater warten, bietet sich der Besuch im Krankenhaus am Tag darauf an. Das sollte dann ermöglicht werden, damit die Kinder die Gelegenheit bekommen, ihr Geschwisterchen kennenzulernen.
WIE gestalten wir die Umgänge im Wochenbett und danach?
Als Wochenbett oder Kindbett bezeichnet man beim Menschen die Nachgeburtsphase, das heißt die Zeitspanne vom Ende der Entbindung (Geburt) bis zur Rückbildung der schwangerschafts- und geburtsbedingten Veränderungen, was typischerweise sechs bis acht Wochen dauert. Während dieser Zeit erholt sich die Mutter von Schwangerschaft und Geburt.
Wikipedia, „Wochenbett“
Manche Frauen haben den Wunsch, das Wochenbett als Elternpaar möglichst ungestört zu verbringen. Über einen Zeitraum von mehreren Wochen (!) mag das je nach Umgangsmodell eine utopische Idee sein. Es ist daher gut, sich schon vorher darauf einzustellen, wie die erste Zeit gemeinsam mit Partner, neuem Baby und Bonuskind werden soll.
Ältere Geschwister brauchen besondere Aufmerksamkeit. Die oben beschriebenen Emotionen kommen noch einmal deutlicher zum Vorschein, wenn das neue Kind dann tatsächlich da ist. Dass Kinder eifersüchtig reagieren, wenn Geschwister dazu kommen, ist ganz normal. Nicht selten werden Kleinkinder, die schon längst alleine geschlafen haben und trocken waren, wieder selbst zu „Babys“. Das ist eine natürliche Reaktion und kein Getue, um nach Aufmerksamkeit zu heischen. Bedürfnisse gehen umso schneller weg, wenn sie erfüllt werden. Deshalb ist es gut, wenn der Papa sich Zeit für seine großen Kinder nimmt. Das hat nichts damit zu tun, dass er das neue Baby nicht ebenso liebt und wertschätzt!
Man sagt, dass es sieben Jahre braucht, bis eine Patchworkfamilie zusammengewachsen ist – und mit jedem weiteren Familienmitglied dauert es noch ein Jahr länger. Das Mantra für Mütter ist deshalb am besten „Das ist nur eine Phase!“. Ich wünsche dir eine wunderschöne Schwangerschaft und einen guten Start in das Patchwork-Familienleben mit dem neuen Baby!