Eifersucht ist weder ein Zeichen der Liebe, noch romantisch, noch niedlich. Sie fühlt sich nicht gut an – und zwar weder für die Person, die eifersüchtig ist, noch für den Partner. Im Patchwork spielt immer auch die Ex eine Rolle, deshalb ist die Retroactive Jealousy (zu deutsch „rückwirkende“ oder retrograde Eifersucht) dort häufiger vertreten.
Nina berichtet von ihrer Erfahrung mit Retroactive Jealousy
Im Blogartikel „Das Rebecca-Syndrom: Eifersucht auf die Ex verstehen und überwinden“ habe ich mit der Betroffenen Nina darüber gesprochen, wie es ihr mit der Retrograden Eifersucht erging und was sie getan hat, um sie in den Griff zu bekommen.
In diesem Artikel und Interview gehen wir noch einen Schritt weiter und reden darüber, wenn die Eifersucht krankhaft oder zwanghaft wird und sich auch auf die körperlichen Aspekte der vergangenen Beziehung bezieht.
Krankhafte Eifersucht ist eine Zwangsstörung
„Ich drehe noch durch! In meinem Kopf läuft ständig ein Video, wie mein Partner mit seiner Ex rummacht! In unseren schönsten intimen Momenten fängt bei mir der innere Film an zu laufen. Ich kann dann nicht aufhören zu bohren und ihn zu fragen: Wie oft habt ihr es gemacht? In welcher Stellung? Hat sie dich auch so oder so berührt? Es ist so belastend und hört einfach nicht auf!!!“
aus einer Coachingsitzung
Oft wird das Rebecca Syndrom mit der Retroactive Jealousy synonym verwendet oder in einen Topf geworfen. Um zu erkennen, wie man am besten damit umgehen kann, lohnt es sich, genauer hinzuschauen.
Seit 2013 ist Retroactive Jealousy im amerikanischen psychiatrischen Klassifikationssystem offiziell als Zwangsstörung anerkannt.
Die Zwangsstörung oder Zwangserkrankung (englisch obsessive-compulsive disorder bzw. OCD) gehört zu den psychischen Störungen. Es besteht für erkrankte Personen ein innerer Zwang oder Drang, bestimmte Dinge zu denken oder zu tun. Die Betroffenen wehren sich zwar meist gegen diesen auftretenden Drang und erleben ihn als übertrieben und sinnlos, können ihm willentlich jedoch meist nichts entgegensetzen. Die Störung bringt deutliche Belastungen und Beeinträchtigungen des Alltagslebens mit sich.
Wikipedia, Zwangsstörung
Das Musikvideo „All your Exes“ von Julia Michaels zeigt die krassen Auswüchse von Retroactive Jealousy.
Auch wenn du (hoffentlich) nicht wirklich planst, die Ex umzubringen, kann krankhafte Eifersucht zu zwanghaften Handlungen führen.
Durch Zwangshandlungen versuchen Betroffene, ihre Zweifel aufzulösen, um sich kurzfristig zu erleichtern. Beispiele dafür sind u.a.
- Handy, Kleidung oder Schreibtisch deines Partners kontrollieren.
- Seinen Standort verfolgen oder ihm hinterherfahren
- Immer wieder bohren, nachfragen, verhören und Details aus der Vergangenheit erfragen
- täglich mehrmals die Bestätigung einholen, dass er dich liebt und nur dich.
- Deinem Partner verbieten, Orte aus seiner Vergangenheit zu besuchen oder bestimmte Aktivitäten auszuführen.
- das ständige Vergleichen mit der Ex und sie in den Sozialen Medien stalken
- Du grübelst, grübelst, grübelst – das Grübeln ist eine sogenannte “mentale Zwangshandlung”
Dabei werden bei der zwanghaften Eifersucht die auftretenden Eifersuchtsgedanken phasenweise als irrational und übertrieben erkannt. Das löst aber wieder ein schlechtes Gewissen aus („Ich weiß, dass ich nicht eifersüchtig sein müsste, kann aber trotzdem nicht damit aufhören. Ich bin zu schwach…“)
In deinem Kopf läuft permanent der Film, wie dein Partner mit seiner Ex in love oder im Bett ist. Außerdem ist die Angst präsent, dass eure Beziehung viel schlechter ist.
Warum bin ich überhaupt zwanghaft eifersüchtig?
Wie bei so vielen Glaubenssätzen und Verhaltensweisen lässt sich auch Retroactive Jealousy in vielen Fällen auf Erfahrungen in der Kindheit oder (Beziehungs-)Vergangenheit finden.
„Die andere ist besser als ich!“
Ein häufiger Grund für zwanghafte Eifersucht ist ein niedriger Selbstwert. Dieser kann aus unterschiedlichen Gründen entstehen, häufig dann, wenn Menschen in ihrer Kindheit nicht die Erfahrung machen durften, bedingungslos geliebt und angenommen zu werden. Wenn Liebe immer an Bedingungen geknüpft (z.B. gute Noten in der Schule zu schreiben, leise, lieb und ein „braves Mädchen“ zu sein), entsteht daraus die innere Überzeugung, nicht gut genug oder nicht liebenswert zu sein.
Tipp: Der Selbstwert, bestehend aus aktivem und passivem Selbstwert, lässt sich sehr gut durch ein Coaching stärken!
„Ich bin besser als die andere!“
Zwanghafte Eifersucht kann auch mit Narzissmus korrelieren. Personen mit einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung haben ein ausgeprägtes Bedürfnis nach Anerkennung und Bewunderung und einen Mangel an Einfühlungsvermögen in andere. Sie legen ein übertriebenes Selbstwertgefühl an den Tag. Eigene Leistungen und Fähigkeiten werden überbetont und überbewertet. Dabei sind narzisstische Persönlichkeiten auf die Bestätigung durch den Partner angewiesen. Ihr Selbstwertgefühl ist fast immer sehr brüchig bzw. wechselt zwischen einem überhöht positiven und einem negativen Selbstkonzept.
Dein Schritt raus aus der Eifersucht
„Wenn ich erst den Namen kenne, bringt dies Gift mich nicht mehr um.“ lautet ein alte Liedzeile von Hannes Wader.
Vielleicht hast du gerade zum ersten Mal gehört, dass es einen Begriff für dein Leiden gibt. Bisher gibt es keine Zahlen, wie viele Menschen von Retroactive Jealousy betroffen sind. Fakt ist: Du bist nicht unnormal und vor allem nicht allein auf dieser Welt! Du musst dich nicht dafür schämen, dass dich immer wieder innere Bilder und unangenehme Gefühle und Vorstellungen überrollen. Und: Du kannst etwas dagegen tun.
Im kostenlosen Erstgespräch finden wir heraus, ob deine Form der Eifersucht im Coaching behandelt werden kann oder eine tiefere therapeutische Betreuung notwendig ist, um sie in den Griff zu kriegen. Du willst Dir nicht mehr deine Beziehung von den fiesen Gedanken, Bildern und Videos im Kopf kaputt machen lassen? Dann buch dir jetzt einen Termin, diskret, kostenlos und unverbindlich.