Es kann nur eine geben. Zwei Frauen sind eine zu viel. So könnte man das Problem im Patchwork sehr vereinfacht darstellen.
Damit umzugehen, dass ständig eine andere Frau präsent ist, ist nicht leicht. Woher kommt der Drang, sich ständig zu vergleichen? Und was kannst du konkret tun, um damit aufzuhören? Darum geht es in diesem Artikel.
Was hat sie, was ich nicht habe?
Dass es unter Frauen zu Rivalitäten kommt, ist ein weit verbreitetes Problem. Dieser Wettkampf zeigt sich in sprichwörtlichen Klischees wie “Zicken” und “Stutenbissigkeit”. Wir vergleichen uns ständig mit den Menschen um uns herum. Das ist nicht erst so, seit es Social Media gibt – seitdem ist es nur noch schlimmer.
Hast du nicht auch schon mal ihr Instagram-Profil durchforstet und die Bilder im WhatsApp-Status kritisch beäugt? Wie glücklich sie aussieht, wo sie im Urlaub war, ihre neue Frisur und was sie in ihrer Freizeit alles unternehmen kann – während du dich um ihre Kinder kümmern musst.
Doch auch ohne Bildbeweis gibt es viele Dinge mit Vergleichspotenzial:
- Sie hatte die unbeschwerte Zeit ohne Kinder.
- Sie hat geheiratet und mit ihm ein Haus gebaut.
- Sie hat ein Kind mit dem Mann, den ich (jetzt) liebe.
- Sie ist jünger, entspannter, erfolgreicher, hat es leichter, einfacher im Leben, viel bequemer…
und das ist „ungerecht”!
Vergleichen macht unglücklich
Solche Gedanken bohren unbewusst in uns. Wir wissen rein rational, dass das nur in unserem Kopf stattfindet. Aber damit aufzuhören, ist leichter gesagt als getan. Der dänische Philosoph Søren Kierkegaard hat dieses Phänomen schon vor fast 200 Jahren richtig erkannt:
„Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit.“
Søren Kierkegaard
Wer immer nur darauf schaut, was der andere hat und ob das mehr ist als das, was man selbst hat, kann nicht glücklich werden. Durch Social Media vergleichen wir uns heute noch mehr mit anderen als vor 200 Jahren. Dann kann es passieren, dass wir die andere Person regelrecht auf einen Sockel stellen und total idealisieren.
Es kann nur eine geben!
Woher kommt überhaupt die grundlegende Rivalität zwischen Frauen?
In ihrem Buch “Es kann nur eine geben” beschreibt die Comedienne Carolin Kebekus wie bis heute in vielen Bereichen immer nur eine Frau inmitten einer Männergruppe Platz findet – nämlich die Schönste, die Beste, die Auserwählte.
Nur eine von euch kann Germany’s Next Topmodel werden, es gibt nur eine Bienenkönigin und selbst im Dorf der Schlümpfe hat jeder männliche Schlumpf eine Fähigkeit, die ihn auszeichnet, außer Schlumpfine – die ist einfach nur die einzige Frau.
Dieser Mythos der einen Auserwählten wurde durch Märchen, Filme und eigene Erfahrungen unhinterfragt von Generation zu Generation weitergegeben und dadurch in so gut wie jeden Lebensbereich übernommen.
Diese Bilder aus unseren Köpfen zu verdrängen ist äußerst schwer.
So ist zu erklären, dass Frauen auch im beruflichen Umfeld andere Frauen häufig als Konkurrentinnen wahrnehmen, nur weil sie die gleichen Fähigkeiten besitzen. Sie fühlen sich in ihrer Position bedroht, weil es ja nur „die eine“ geben kann.
Das Positive einer anderen wird oftmals als das eigene Defizit verstanden. Wir vergleichen den Teil, den wir an uns am meisten ablehnen mit dem besten Teil der anderen.
Dabei können wir ja nur verlieren!
Der Konkurrenzgedanke ist ein ständiger Begleiter
Das soll an dieser Stelle kein Plädoyer für eine Dreier-Beziehung im Patchwork sein. Aber es erklärt ein Stück weit, warum wir grundsätzlich so schnell in den Konkurrenzgedanken mit “der anderen Frau” kommen.
Wahrscheinlich kommen dir diese Gedanken bekannt vor:
- Ich werde immer nur die zweite Geige spielen.
- Mit ihr hat er alles schon mal erlebt und noch mehr als mit mir. Schließlich war er mit ihr verheiratet und hat Kinder bekommen.
- Ich kann niemals die Jahre aufholen, die sie jetzt schon miteinander teilen.
- Was, wenn sie ihn zurück will – und was, wenn er wieder zu ihr zurückgeht?
- Warum sind sie eigentlich nicht mehr zusammen, wenn sie sich doch soooo gut verstehen?
- Sie sieht viel besser aus als ich.
- Wie kann er erst mit ihr zusammen sein und jetzt mit mir?
- Was hat der jemals an ihr gefunden?
- Egal, was ich tue, ich werde niemals so eine gute Beziehung zu dem Kind aufbauen können.
Das geht übrigens auch der anderen Frau im Patchwork so!
Wie sich die getrennte Mutter fühlt
Als getrennte Mutter kann der Eindruck entstehen, überflüssig zu sein. Auch wenn sie vom anderen Elternteil nicht bewusst ausgeschlossen wird, ist es nicht einfach mitanzusehen, wie die Kinder beginnen, sich in der neuen Patchworkfamilie wohlzufühlen und die neue Partnerin zu akzeptieren.
Solche Gedanken kommen häufig bei getrennten Müttern vor:
- Sie will für mein Kind Mama sein und sich die Liebe meines Kindes erschleichen. Sie nimmt mir mein Kind weg.
- Was denkt die jetzt über mich? Sie denkt wohl, sie wäre was besseres.
- Wie stellt mein Ex mich vor ihr dar? Wie reden die über mich? Würde es der Neuen Sicherheit geben, wenn er schlecht über mich redet?
- Mich hat er nie so geliebt wie sie.
- Sie ist viel jünger, schöner, schlanker… als ich.
- Die machen jetzt einen auf happy family und ich wurde einfach abserviert.
- Mit ihr macht er nun all die Dinge, die er mit mir nie machen wollte.
Baustein Nr. 5: Stärke deinen Selbstwert
Die Ursachen für Eifersucht sind vielfältig und häufig in der Kindheit entstanden. Fast immer geht es um einen Mangel an Vertrauen, vor allem an Selbstvertrauen, die Angst, nicht genug zu sein oder die Angst, verlassen zu werden.
Ein guter Selbstwert ist das beste Mittel gegen Minderwertigkeitsgefühle und Verlustangst.
So überwindest du deine Selbstzweifel
Leg dir drei Listen an, die du immer dann zur Hand nehmen kannst, wenn es dir schlecht geht.
- Selbstkritik und Selbstverurteilungen
- Selbstliebe: Was ich an mir schätze
- Das mögen andere an mir
Um deine Eifersucht zu überwinden, solltest du zuerst damit aufhören, das negative Bild, das du von dir selbst hast, als Wahrheit zu betrachten. Wann immer deine innere Stimme dich kritisiert, glaube ihr nicht! Schreibe all deine Selbstkritik und Selbstverurteilungen auf Liste Nr. 1 auf. Wenn du sie schwarz auf weiß vor dir siehst, kannst du deine Anklagen auf den tatsächlichen Wahrheitsgehalt prüfen.
Auf der zweiten Liste notierst du dir die Dinge, die du an dir magst. Das hat nichts mit Egoismus, Eitelkeit oder gar Narzissmus zu tun, sondern ist gelebte Selbstliebe. Es bedeutet vor allem, dir selbst ausreichend Wertschätzung entgegenzubringen.
Auf der dritten Liste schreibst du all die Eigenschaften auf, die deine Freunde, Bekannten oder Kollegen an dir schätzen. Du kannst sie auch konkret danach fragen und so die Liste immer wieder ergänzen und erweitern.
Lies dir diese Listen in den kommenden Wochen täglich durch, um dein Selbstwertgefühl zu stärken!
So trainierst du deinen Selbstwert täglich
Dein Selbstwert setzt sich aus zwei Teilen zusammen, dem aktiven und dem passiven Selbstwert. Beide kannst du durch bestimmte Ressourcen stärken. Der aktive Selbstwert hängt mit dem Gefühl von Stolz zusammen. Den passiven Selbstwert stärkst du durch Dankbarkeit.
Denke jeden Abend vor dem Schlafengehen darüber nach, was du heute gut gemacht hast.
Was hast du durch dein Handeln erreicht, auf das du stolz bist?
Bleibe dabei nicht nur im Kopf, sondern begib dich in die erlebte Situation, sodass du das Gefühl von Stolz in deinem Körper spüren kannst.
Als nächstes finde täglich mindestens drei Dinge, für die du dankbar bist.
Das können die winzigsten Kleinigkeiten sein: Zeit für eine Tasse Kaffee, ein Satz deines Partners oder deines Kindes, dein Bonuskind hat irgendetwas Nettes getan oder die Sonne hat geschienen. Im Laufe der Zeit werden dir immer mehr Dinge einfallen.
Noch nachhaltiger ist es, wenn du diese aufschreibst, z.B. in einem Dankbarkeitstagebuch. Gerade weil das Dankbarkeitstagebuch ein alter Hut ist, ist die positive Wirkung mittlerweile wissenschaftlich erwiesen. Atme tief durch und spüre, wie sich die Dankbarkeit in deinem Körper anfühlt.
Wenn du dich in dir selbst sicher fühlst, weißt du, dass die Neue dir nichts wegnimmt (bzw. die Erste dir nichts weggenommen hat.) Ihr seid einfach zwei Inseln, die im gleichen Gewässer treiben und die nebeneinander existieren können.
Es kann nämlich nicht nur eine geben!