fbpx

Kinder lassen sich leicht ablenken. Sie sind neugierig, voller Energie und oft schwer zu bändigen. Das ständige Herumspringen, die kurzen Aufmerksamkeitsspannen und die unermüdliche Fragerei gehören zum normalen Entwicklungsprozess und sind in der Regel kein Grund zur Besorgnis. Aber manchmal ist das Verhalten eines Kindes so ausgeprägt, dass es außerhalb der Norm liegt und den Alltag erheblich beeinträchtigt.

Wenn ein Kind Schwierigkeiten hat, still zu sitzen, häufig vergesslich ist und impulsiv handelt, selbst in strukturierten und ruhigen Umgebungen, kann dies ein Zeichen für eine Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) sein. ADHS ist mehr als nur „typisches“ kindliches Verhalten; es ist eine ernstzunehmende neurologische Störung, die eine besondere Herangehensweise – und Ansprache – erfordert.

Wie das funktioniert, darüber habe ich mit Birthe von den Leuchtturm-Eltern gesprochen.

Die Kraft der Worte bei ADHS: Interview mit Birthe Müller-Rosenau

Sabrina Sandfuchs und Birthe Müller-Rosenau haben ein Buch darüber geschrieben: Die Kraft der Worte bei ADHS: Kinder und Jugendliche mit Gewaltfreier Kommunikation stärken. (*affiliate Link) Mit Birthe habe ich ein Interview geführt.

Kinder und Jugendliche mit ADHS profitieren von einer klaren und wertschätzenden Sprache, denn sie haben eine kurze Aufmerksamkeitsspanne und leiden oft an einem geringen Selbstwertgefühl.

Die Strategien der Gewaltfreien Kommunikation schaffen die nötige Nähe, Sicherheit und Bindung, die Kinder mit ADHS so dringend brauchen.

Was ist ADHS?

ADHS (kurz für Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung) ist eine häufige neurologische Entwicklungsstörung, die oft im Kindesalter diagnostiziert wird. Sie beeinflusst die Fähigkeit eines Kindes, aufmerksam zu sein, still zu sitzen und impulsive Verhaltensweisen zu kontrollieren.

Bei vielen Familien beginnt das „Drama“ mit der Schulzeit. Während im Kindergarten oft noch gut auf die Bedürfnisse von Kindern mit ADHS eingegangen werden kann, geht der Druck, ruhig sitzen zu müssen, aufzupassen und sich zu organisieren oft schon in der Grundschule los. Diese Erfahrungen einer Familie sind typisch:

Als Tim in die Schule kam, haben wir schnell bemerkt, dass mit ihm etwas anders war. Im Unterricht wurde er ständig ermahnt, weil er auf seinem Stuhl herumgezappelt oder sich komplett weggeträumt hat. Die Hausaufgaben waren die reinste Qual.

Zuerst dachten wir, er braucht einfach nur Zeit, um in der Schule anzukommen. Aber bald mussten wir einsehen, dass es eben nur eine Phase ist. Zum Glück kam seine Lehrerin auf die Idee, ihn auf ADHS testen zu lassen. Als wir nach einigen Monaten endlich die Diagnose hatten, war das für uns beides: ein Schock und eine Erleichterung.

Wenigstens gibt es jetzt eine Erklärung für Tims Verhalten, aber eben auch viele Fragen und Sorgen. Jetzt schauen wir, wie wir ihn am besten unterstützen können.

Woran kannst du erkennen, ob dein Kind von ADHS betroffen ist?

Alle Kinder sind gelegentlich unruhig und impulsiv, bei Kindern mit ADHS sind diese Verhaltensweisen viel intensiver und beständiger. Ein Kind mit ADHS hat Schwierigkeiten, seine Impulse zu kontrollieren und ist oft nicht in der Lage, sich auch für kurze Zeit auf eine Aufgabe zu konzentrieren, selbst in ruhigen und strukturierten Umgebungen.

Die ADHS-Symptome können in Unaufmerksamkeit, Hyperaktivität und Impulsivität unterteilt werden.

Zu den Symptomen der Unaufmerksamkeit gehören

  • Schwierigkeiten, sich auf Aufgaben zu konzentrieren,
  • häufige Fehler bei den Hausaufgaben
  • Vergesslichkeit.

Hyperaktivitätssymptome umfassen

  • ständiges Zappeln,
  • das Herumlaufen in unpassenden Situationen
  • übermäßiges Reden.

Impulsivität zeigt sich durch

  • unüberlegtes Handeln,
  • Schwierigkeiten beim Warten
  • häufige Unterbrechungen anderer
Tohuwabohu im Kopf

Was passiert bei ADHS im Gehirn?

Im Gehirn spielen verschiedene Bereiche zusammen, um unsere Aufmerksamkeit, Impulse und Emotionen zu steuern. Zwei wichtige Teile sind dabei der präfrontale Cortex und die Amygdala. Der präfrontale Cortex liegt vorne im Gehirn und hilft uns, Entscheidungen zu treffen, unsere Aufmerksamkeit zu fokussieren und unsere Impulse zu kontrollieren. Die Amygdala, die weiter hinten im Gehirn liegt, ist Teil des sogenannten Stressnetzwerks und ist für unsere emotionalen Reaktionen zuständig.

Bei Kindern mit ADHS sind die Verbindungen zwischen diesen Bereichen nicht ideal. Man kann sich das wie ein Telefonnetzwerk vorstellen, bei dem die Leitungen nicht richtig funktionieren. Wenn die Kommunikation zwischen dem präfrontalen Cortex und der Amygdala gestört ist, fällt es dem Kind schwerer, sich zu konzentrieren, ruhig zu bleiben und seine Emotionen zu kontrollieren.

Neurotransmitter wie Dopamin und Noradrenalin, die als Botenstoffe im Gehirn fungieren, spielen ebenfalls eine wichtige Rolle. Bei ADHS sind diese Botenstoffe aus dem Gleichgewicht, was zu den typischen Symptomen wie Unaufmerksamkeit, Hyperaktivität und Impulsivität führt.

Kommunikation mit einem Kind mit ADHS

Sprache ist unsere Verbindung zu anderen Menschen. Mit Worten beschreiben wir die Welt um uns herum, drücken unsere Gefühle aus und versuchen, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten. Leider haben wir oft nicht gelernt, uns so auszudrücken, dass das, was wir meinen, auch beim anderen ankommt. Das gilt übrigens grundsätzlich für alle Gespräche, nicht nur für die Kommunikation zwischen Eltern und Kindern und völlig unabhängig davon, ob dein (Bonus)Kind ADHS hat.

Hierbei hilft dir das Buch von Birthe und Sabrina: Die Kraft der Worte bei ADHS: Kinder und Jugendliche mit Gewaltfreier Kommunikation stärken. (*affiliate Link)

Anhand von konkreten Formulierungsbeispielen erfahren Eltern und andere Bezugspersonen, wie sie Gewaltfreie Kommunikation einfach im Alltag anwenden und damit gut auf die besonderen Bedürfnisse ihrer kleinen und großen Kinder eingehen. Viele Übungen, Tipps und Erfahrungsberichte zeigen, wie Eltern ihre klare Stimme finden, auf – oft unbewusst formulierte – Bewertungen verzichten

Buch Cover „Die Kraft der Worte bei ADHS: Kinder und Jugendliche mit Gewaltfreier Kommunikation stärken.“

Was mir an dem Buch gefällt

Die Grundlage davon, wie Kommunikation gelingt, ist die Methode und Haltung der Gewaltfreien Kommunikation (GFK) (Genauso wie auch in meinem Buch Patchwork Power (*affiliate link) – nur der Fokus in der Zielgruppe ist ein anderer.)

Die im Buch beschriebenen Methoden nutze ich alle selbst in meiner Arbeit und im Privaten und kann sie wärmstens empfehlen:

  • 4 Schritte der Gewaltfreien Kommunikation: Beobachtung, Gefühl, Bedürfnis und Bitte
  • 12 Kommunikationssperren nach Gordon
  • Empathie ausdrücken
  • Selbstempathie
  • „Formulierungstricks“ durch das Weglassen von Wörtern wie aber, man, einfach, nicht, gleich, bald, warum…
  • der Unterschied zwischen Lob und Wertschätzung
  • hinderliche Gedankenmuster, die nur in deinem Kopf stattfinden

Ich mag die klar verständliche Sprache, Formulierungsbeispiele und Übungen.

Ob du jetzt mit deinem (Bonus)Kind, mit deinem Partner oder der Ex sprichst, ob das Kind ADHS hat oder nicht, du musst nichts grundlegend anders machen:

Es geht darum, einen guten Grund hinter dem Verhalten des anderen zu sehen und neben deiner einen Einschätzung stehen lassen zu können.

Stärken bei ADHS

Um von der Einschätzung wegzukommen, dass ADHS einfach nur schlimm ist, hier noch einige positive Aspekte. Fallen dir noch mehr ein? Dann schreib sie in die Kommentare!

  • ausgeprägte Fantasie
  • begeisterungsfähig
  • Einfühlungsvermögen
  • Beharrlichkeit
  • bewegt sich schnell
  • Durchsetzungsvermögen
  • empathisch
  • liebt Abwechslung
  • Energie und Enthusiasmus
  • findet in Diskussionen stets Argumente
  • Flexibilität
  • »Geht nicht gibt’s nicht«-Mentalität
  • geht offen auf andere zu
  • großer Wortschatz
  • kann andere begeistern
  • kann mitreißend erzählen
  • kann schnell Neues lernen
  • kann sich gut für Ideen einsetzen
  • kann Zusammenhänge gut verstehen
  • Kreativität
  • lässt andere an eigenen Erlebnissen teilhaben
  • löst mit Begeisterung knifflige Rätsel
  • möchte Problemen auf den Grund gehen
  • motorisch sehr weit
  • Multitasking-Fähigkeit
  • probiert gerne neue Dinge aus
  • schnelle Auffassungsgabe
  • setzt sich gerne für andere ein
  • starker Gerechtigkeitssinn
  • überzeugend
  • unterhaltsam
  • viele Ideen

Die Kraft der Worte bei ADHS – Online Workshop

Übrigens, Birthe und Sabine bieten einen kostenlosen Online-Workshop an. Schicke dafür einfach deinen Kaufbeleg oder Vorbestellung per Email an aktion (at)kraftderworte-adhs.de

24 Beziehungstipps im Advent

Begleite das Patchwork-Paar "Sabine und Rainer" und lass dich inspirieren – für eine liebevolle und erfüllte Adventszeit!

Das hat geklappt!

Pin It on Pinterest

Share This