Last Updated on 15. Februar 2022 by Marita
Seit meinem Bildungsurlaub letztes Jahr bin ich begeistert von der „Gewaltfreien Kommunikation“ nach M. Rosenberg. Kurz gesagt hat man Gefühle, diese beschreiben die dahinterliegenden Bedürfnisse, die man sich durch verschiedene Strategien erfüllen kann. Entscheidend ist, dass es immer mehrere Lösungen gibt, um ein bestimmtes Bedürfnis zu erfüllen. Das erweitert den Radius an Möglichkeiten immens, vor allem, wenn man die Lieblingslösung nicht bekommen kann. Lies dazu auch: Bedürfnissonne: Wie erfüllst Du Dein Bedürfnis?
„Ich will nicht in die Schule!“
Freitagmorgen, Tom will nicht zur Schule. Ich habe aber einen Termin und muss pünktlich los. Der erste Gedanke ist oft immer noch „Verdammt, warum kann es nicht einfach mal reibungslos laufen? Warum immer dieser Stress? Ist das denn zu viel verlangt?…“
Natürlich führt das zu absolut überhaupt nichts! Außer schlechter Stimmung. Druck erzeugt Gegendruck, je mehr ich dränge, desto weniger ist Tom bereit mitzumachen. Also umdenken, worum geht es hier wirklich?
Mein Bedürfnis ist Pünktlichkeit oder Struktur, sein Bedürfnis vielleicht Selbstbestimmung. Wenn beide Bedürfnisse berücksichtigt werden, nenne ich das Unden.
Ich sage: „Du willst am liebsten zu Hause bleiben. Das wäre deine Lieblingslösung. Gleichzeitig habe ich einen Termin und möchte pünktlich sein. Wie können wir beides verbinden?“
Dann heißt es, sich Zeit zu nehmen. Das ist morgens ganz schön viel abverlangt. Aktives Zuhören hilft, Alternativen zu finden.
- Worum geht es ihm? Er möchte selbst bestimmen.
- Was kann er selbst bestimmen?
- Vielleicht was in seiner Brotbüchse ist? Überreden mit Gummibärchen? Funktioniert nicht.
- Was noch? Wie er zur Schule kommt!
„Willst du laufen? Mit dem Fahrrad fahren? Mit dem Roller? Mit dem Flugzeug?“
Er lacht, das ist gut, die Stimmung bessert sich.
„Mit dem Bus!“
Okay, er kommt auf mich zu, er geht zur Schule, obwohl er lieber nicht wollen würde.
Jetzt muss ich mich fragen, ob ich diese Lösung annehmen kann. Bus fahren heißt für mich, ich muss mitfahren und dann von dort weiter zum Termin. Ich schaue auf die Uhr, wir könnten es schaffen. Ich würde pünktlich zum Termin kommen, beide Bedürfnisse wären also erfüllt. Okay! Puh, der Tag ist für den Moment gerettet.
Noch eine kleine Anekdote zum Thema Lieblingslösung
Lisa wollte sich nach dem Kindergarten noch mit ihrer Freundin verabreden, was aber nicht ging, da ich ihren Vater nicht erreicht habe. Wir haben dann sehr maulig den Heimweg angetreten. Ich habe versucht, sie mit anderen Ideen zu motivieren, alles wurde abgeschmettert. Da hält plötzlich ein Auto neben uns – der Papa mit ihrer Freundin.
Sie strahlt mich an: „Mama, manchmal bekommt man doch seine Lieblingslösung!„